Der Geusenfriedhof

Der Geusenfriedhof, Bild: Uli Kievernagel
Verwittert und geheimnisvoll: Der Geusenfriedhof, Bild: Uli Kievernagel

Richtig still ist es hier es seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Und schön ist auch nur der Friedhof selber. Man sollte tunlichst vermeiden, den Blick auf die umliegenden Bausünden der Universität und des Krankenhauses Weyertal zu werfen. Trotzdem lohnt sich ein Besuch auf dem „Geusenfriedhof“ in Sülz. Der Name ist vom französischen Wort für „gueux“, welches Bettler bedeutet, abgleitet. So wurden die überwiegend aus den Niederlanden geflüchteten Protestanten als „Geusen“ bezeichnet.

Im 16. Jahrhundert lag dieser Friedhof weit vor den Stadttoren. Und das musste er auch, denn hier wurden nur „unkatholische“ Menschen bestattet. Innerhalb der Stadtmauern ging die katholische Kirche mit aller Härte gegen die „Falschgesinnten“, also die Protestanten, vor. Wer nicht am katholischen Gottesdienst teilnahm oder an den kirchlichen Feiertagen keinen Blumenschmuck bereitstellte, riskierte die Haft oder wurde gleich aus dem „Hillige Kölle“ verwiesen. Die in Köln ansässigen Protestanten konnten daher ihren Glauben nur im Verborgenen praktizieren. So waren auch Beerdigungen von Protestanten auf den städtischen Friedhöfen schlichtweg verboten.

Bis 1829 einzige Begräbnisstätte für Protestanten

Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet die katholische Adlige Ursula von Gohr zu Kaldenbroek im Jahr 1576 ein Stück Land zur Anlage eines Friedhofs für die Protestanten stiftete. Die erste Beerdigung fand dort im Jahr 1584 statt. Und bis weit in das 19. Jahrhundert war dieser Friedhof die einzige mögliche Begräbnisstätte für Protestanten in Köln. Erst die Liberalisierung der Religion durch die französischen Besatzer führte 1829 dazu, dass auch Protestanten auf dem Friedhof Melaten bestattet werden durften. Auf dem Geusenfriedhof wurde 1875 die letzte Bestattung durchgeführt. Und danach geriet diese Fläche in Vergessenheit – bis 1981. Der Friedhof wurde unter Denkmalschutz gestellt und die evangelische Gemeinde hat sich der verwilderten Fläche angenommen, Grabsteine wieder aufgerichtet und die Wege wieder hergestellt. Für dieses Engagement bekam stellvertretend für das ganze Team Elke Bendixen den 2005 den Ehrenamtspreis der Stadt Köln.

Heute liegt der Friedhof  zwischen den unansehnlichen Betonklötzen und übt gerade deswegen eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Die großen Bäume und die verwitterten Grabsteine führen in eine längst vergangene Zeit zurück.


Der Geusenfriedhof liegt hinter der Universitätsbibliothek an der Kerpener Straße 13.

Öffnungszeiten:

April – September: 9 -19 Uhr
Oktober: 10-17 Uhr
November-März: geschlossen
ACHTUNG:  Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen: 10-17 Uhr


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